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Notfallvorsorge und -reaktion

Im anlagenexternen Notfallschutz im kerntechnischen Bereich unterscheidet man zwischen kurzfristigen Maßnahmen sowie mittel- und langfristigen Maßnahmen.

Kurzfristige Maßnahmen umfassen insbesondere Maßnahmen des Katastrophenschutzes zur unmittelbaren Gefahrenabwehr. Wichtige Ziele dabei sind:

  • Schäden durch deterministische Wirkung aufgrund kurzfristiger hoher Strahlenexposition zu vermeiden und
  • Schäden durch stochastische Strahlenwirkung zu verringern.

Bei deterministischer Wirkung wird durch die Strahlung in Geweben und Organen innerhalb kurzer Zeit ein charakteristisches Krankheitsbild erzeugt. Deterministische Schäden entstehen nach einer Überschreitung einer Schwellendosis.

EnergiedosisAuswirkungen auf den menschlichen Körper
> 100 mGy
  • Es zeigen sich erste Funktionseinschränkungen von Organen wie Keimdrüsen (Hoden, Eierstöcke), Knochenmark.
  • Fehlbildungen an sich entwickelnden menschlichen Embryonen sind möglich.
> 1000 mGy
  • Menschlichen Organe und Gewebe zeigen klinisch relevante Änderungen.
  • Das akute Strahlensyndrom tritt als schwerwiegender deterministischer Effekt nach einer kurzzeitigen Ganzkörperbestrahlung oder einer großvolumigen Teilkörperbestrahlung auf.

Bei der stochastischen Wirkung der ionisierenden Strahlung wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, nach einiger Zeit (im Bereich von Jahren oder Jahrzehnten) zum Beispiel an Krebs oder Leukämie zu erkranken. Bei dieser Art der Schädigung gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schwellendosis. Die Dosis bestimmt die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens, nicht aber dessen Schweregrad.

Die mittel- und langfristigen Maßnahmen umfassen alle Maßnahmen zur Verringerung stochastischer Schäden, das heißt der Verringerung der Risiken der Bevölkerung unterhalb der Eingreifrichtwerte für Katastrophenschutzmaßnahmen. Hierzu gehören Maßnahmen, die sich zeitlich oder räumlich an die kurzfristigen Katastrophenschutzmaßnahmen in der Umgebung einer von einem Unfall betroffenen Anlage anschließen. Ein Beispiel ist die Festlegung von Kontaminationshöchstwerten für Lebensmittel.

Kurzfristige sowie mittel- und langfristige Maßnahmen ergänzen sich und müssen miteinander abgestimmt werden.